24. Oktober – Dienstag: Heute sind wir in Paysandu über die Grenze nach Argentinien gefahren. Der Grenzübergang war ganz unspektakulär - Passkontrolle, Zolldokumente fürs Auto, einmal alle anschauen, kurz danach mit den Argentiniern sprechen. Fertig! Keine Wagenkontrolle oder Ähnliches! Da war die Mautstelle ein paar Kilometer vorher wesentlich aufregender! Das Land wird auf Digital umgestellt und jeder braucht einen Telepas, auch wenn es die letzten Kilometer im Land sind. Hier war die Verständigung schwierig und irgendwie wollte auch keiner so recht. Na ja, wir haben es dann ja geschafft.
Zurück nach Argentinien – hier ging es jetzt noch über eine mautpflichtige Brücke und dann sind wir eingereist.
Das Land hier ist erst mal kein Stück anders, mit einer Ausnahme: schlechte Straßen und Internet! Ansonsten Kühe, Pferde, Weiden. Ein bisschen fehlt uns die Weite, aber das ist jetzt Klagen auf hohem Niveau :-)
Wir wollen im Städtchen Colon auf einen Campingplatz am Rio Negro fahren, aber wie es schon bei Überfahren ausgesehen hat – der Fluss hat starkes Hochwasser. Alle Campingplätze am Wasser und auch die tollen Stellplätze von IOverlander sind überflutet. Also stellen wir uns erst mal an die Straße und überlegen. Wir beschließen, bis Ladenöffnung zu bleiben, um uns mit Geld und Simkarte zu versorgen, und dann auf einen anderen Platz zu fahren. So verbringen wir jetzt die Nacht in San Jose an einem Park und morgen sehen wir weiter...
25. Oktober: Nach einer ruhigen Nacht lüften wir die Kinder auf dem Spielplatz im Park und fahren dann nach San Jose, um unsere nicht funktionierende Claro-Karte in einem Shop zum Laufen zu bekommen. Ohne Internet sind wir hier echt aufgeschmissen... Die Dame im Laden ist sehr hilfsbereit und nachdem unsere unzähligen Versuche, die SIM mit unseren Daten zu registrieren, gescheitert sind, hat sie die Karte kurzerhand mit ihren Daten freigeschaltet. Nach einem kurzen Stopp beim Gemüseladen (hier kaufen wir eine Tüte voll mit Obst und Gemüse für 2900 ARS – ca. 2,75 €, mit dem BlueDollar-Kurs) geht es in weiter. Jetzt stehen wir ca. 10 km vor Zarate auf einem Campingplatz. Hier haben wir Insta vs. Reality :-). Die eine Seite mit tollem See und ca. 30 Meter entfernt, auf der anderen Seite, die Autobahn/Schnellstraße. Uns und vor allen den Kids gefällt's – endlich mal wieder toben und rennen. Die lieben Hunde und Schweine tun ihr Übriges. Für 2€ für uns 4 und Herrn Rossi können wir wirklich nicht klagen.
Die Kids bekommen hier für 1€ ihre heiß ersehnten Kinderangeln und wollen sie gleich ausprobieren. Frank kommt der Bitte gerne nach, so kann er endlich sein Angelglück versuchen. Auch wenn wir keinen Fisch, sondern Pfannkuchen zum Abendessen hatten, war das Glück doch allen ins Gesicht geschrieben.
26. Oktober: Auf geht's nach Zarate. Wir kommen gut vom Campingplatz weg und auch der Weg nach Zarate ist schnell gefunden. Wir möchten erst einmal in einen Supermarkt, um den Kühlschrank wieder aufzufüllen und Geld wechseln via Western Union. Der Carefour ist nach einem kurzen Verfahrer schnell gefunden und der Parkplatz ist groß genug, sodass wir bequem stehen können. Das Einkaufen ist immer eine spannende Sache, da man nicht so genau weiß, was einen erwartet. Aber wir mögen das auch sehr - einfach mal was Neues ausprobieren. Schon beim Betreten des Supermarktes sieht man, dass auch hier Weihnachten eingeläutet ist. Können wir uns im Moment schlecht vorstellen - wir haben im Moment Sonne bei fast 30 Grad! Die Kids sind fasziniert und wir lassen uns Zeit beim Einkaufen. Das Bezahlen ist hier auch anders als bei uns - es gibt eine Schlange, an der alle ganz gesittet anstehen, und dann wird man von einer Person an das richtige Kassenband verwiesen - ungewöhnlich! An der Kasse werden wir gleich nett angesprochen, woher wir kommen und wohin unsere Reise geht – keine Hektik, sondern alles tranquillo... :-)
Auch sehr gewöhnungsbedürftig für uns ist das viele Geld, mit dem wir bezahlen. Unser Einkauf hat rund 34.000 ARS gekostet – der größte Schein ist hier die 1000er Note, da blättert man schon etwas hin und man hat auch echt viel Geld in der Hand! Umgerechnet sind das etwa 37€ für einen voll gefüllten Einkaufswagen, aber nur wenn man den BlueDollar oder TouristDollar Wechselkurs hat!
Kurz zum BlueDollar wechseln: Aufgrund der hohen Inflation, hat der Dollar einen besonderen Stellenwert und man wechselt ihn vergleichsweise hoch. Er wurde 2002 eingeführt, um den Argentiniern zu helfen, die von der Regierung eingeführten Devisenkontrollen zu umgehen. Bei normalem Wechselkurs, den man etwa auf der Bank bekommt, wechselt man im Moment 1U$D für 350 argentinische Pesos, den Blue Dollar wechselt man aber im Moment bei 908 ARS!!!!! Der Euro ist in etwa vergleichbar... Und dann gibt es noch den TouristDollar- er richtet sich vor allem an argentinische Reisende - für Kredit-, Debitkarten- und Bargeldtransaktionen von Argentiniern gibt es eine Erhöhung von 35% gegenüber dem offiziellen Dollar.
Wir wechseln dort dann noch etwas Geld via WesternUnion, verstauen alles und gehen auf die Suche nach unserem Campingplatz. In IOverlander haben wir uns den Camping Piscina ausgesucht, da er am Wasser liegt und gute Bewertungen bekommen hat. Die Anfahrt gestaltet sich aber schwierig, da wir die falsche Route eingegeben haben. Wir werden durch kleine Straßen geführt, an denen die diversen Leitungen so tief hängen, dass es manchmal wirklich knapp ist, mit unserer Höhe darunter hindurchzupassen – von den tief hängenden Ästen mal ganz zu schweigen. Auch fahren wir das erste Mal durch ein Armutsviertel, das uns wirklich Sorgenfalten ins Gesicht treibt... Letztendlich sind wir gut angekommen. Der Platz ist nicht wirklich schön und auch verhältnismäßig teuer, aber eine Alternative haben wir aufgrund der späten Uhrzeit nicht. Frei stehen in der Stadt ist hier auch keine Option für uns.
Aber wie es manchmal so ist – wir werden von einem netten Pärchen, Jonathan und Melina, mit ihrem „German Rottweiler“ Fiona angesprochen und kommen gleich super nett ins Gespräch – via Translater. Unsere Spanischkenntnisse lassen noch wirklich zu Wünschen übrig und wir nehmen uns vor, das Lernen auch wieder in den Vordergrund zu stellen. Die Beide nehmen uns das aber gar nicht krumm und übersetzen ihrerseits. Ein Hoch auf die Technik!!!!
Wir bekommen hier viele wertvolle Tipps zu Reisezielen und Must Sees und auch sie geben uns auch viele Einblicke in ihr Leben und wie sie mit der Situation um die Inflation in Argentinien umgehen. Außerdem laden sie uns spontan zu ihrem Asado ein – ein wirklicher Genuss! Der Abend geht mit viel Lachen und Erzählen spät zu Ende.
Morgens beschließen wir dann, doch nicht weiterzufahren, sondern den Tag auf dem Campingplatz zu verbringen. Wir möchten Wäsche waschen und auch die Angel soll nochmal ausgeworfen werden. Auch hier sind wieder super nette Argentinier am Start, die mit Rat und Tat zur Seite stehen! Dieses Mal ist Frank auch erfolgreich und angelt gleich zwei dieser welsartigen Fische auf einmal. Das bringt ihm Applaus von den Argentiniern und Geschrei von Emilia ein! Sie möchte den Fisch lieber wieder im Fluss sehen als in der Pfanne... Soviel dazu. Mehr passiert dann heute auch nicht. Erwähnenswert ist evtl. noch Franks neu gefundener Freund – der Ganter Simón. Er lässt Frank nicht mehr alleine - zu unserem Leidwesen, denn er lässt uns nicht mehr in den LKW, da Frank davor steht und Zwick Emilia auch gehörig weg, die ihn ja auch nur streicheln wollte...
28. Oktober: Wir packen zusammen, die Fahrt soll heute nach San Antonio de Areco gehen. Davor heißt es noch kurz Wasser auf dem Campingplatz tanken, Western Union und Geld tauschen, um dann noch Diesel zu fassen und unseren Gastank zu füllen. Eigentlich dachten wir, das sollte schnell gemacht sein – ABER: aus „kurz Wasser tanken" werden gute 1,5 Stunden. Einkaufen und WU läuft gut, aber zum Tanken benötigen wir wieder ewig. Das liegt zum einen an der großen Warteschlange, die vor der Tankstelle steht, aber auch an der ungewöhnlichen Art und Weise unseres Tankens. Aufgrund der im Moment herrschenden Kraftstoffknappheit dürfen eigentlich max. 250 Liter Diesel abgegeben werden. Wir benötigen aber knapp 600 Liter. Also werden wir in Etappen betankt - dank sei dem Tankstellenwart, der das für uns eingefädelt hat!!!! Die letzte Tankfüllung bekommen wir aber erst nach Schichtwechsel. Puh... Wir sind froh, dass wir relativ im Schatten stehen und uns die Sonne nicht direkt aufs Dach scheint. Die Kids haben Hunger, also gibt es ein Überbrückungsvesper :-) Nach wieder guten 1,5 Stunden können wir dann mit vollen Tanks und zwei Kanistern AdBlue weiterfahren. Die Gastankstelle, die eigentlich ein Logistikzentrum für Gas-LKWs ist, fahren wir zwar noch an, aber da es Samstagnachmittag ist, haben wir hier kein Glück mehr. Wir beschließen, zu vertagen und jetzt endlich nach San Antonio zu fahren. Es ist zum Glück nur eine kurze Fahretappe und das Städtchen soll einfach schön sein. Leider werden wir „DAS“ Gaucho Festival nicht sehen, da es erst in zwei Wochen ist, aber lohnenswert wohl trotz allem. Mitreisende (Lutz und Tamara, die wir in Montevideo kennengelernt haben), haben uns einen tollen Campingplatz empfohlen, den wir ansteuern wollen. Wir hatten morgens überlegt, weiterzufahren - aber nachdem wir nun für alles so lange gebraucht haben, kommt das nicht mehr infrage.
Der Campingplatz liegt richtig schön am Rande des Städtchens, das uns gleich mit seinem netten Charme empfängt. Wir fahren an ein paar Restaurants und Cafés vorbei und sehen einen tollen Markt mit allerlei Selbstgemachtem.
Als wir ankommen, sieht der Platz recht voll aus. Es ist Wochenende und die Argentinier zieht es raus. Wir bekommen aber problemlos einen tollen Platz und auch hier werden wir gleich super freundlich angesprochen und zum Asado eingeladen :-) Da wir aber beschlossen haben, heute Abend das Städtchen aufzusuchen, lehnen wir dankend ab.
Wir richten uns ein, gehen mit den Kids auf den Spielplatz und spielen noch eine Runde Frisbee und machen uns dann auf zum Abendessen. Wir werden fündig in einer netten Pizzeria, in der es für uns alle etwas gibt, worauf wir Lust haben :-) Auf dem Rückweg sehen wir dann noch eine Wiese voller Glühwürmchen - einfach toll!!! Wir haben eine gewittrige Nacht mit Regen, aber trotzdem sehr erholsam und lang!
29. Oktober: Wir wollen heute San Antonio näher anschauen und auch ins Gaucho-Museum, denn in San Antonio wird der Ursprung der Gauchos verortet. Bei etwas Wind und Wolken radeln wir los. Die Fahrt dauert nicht lange und uns allen macht es Spaß, in die Pedale zu treten. Das Ricardo Güiraldes Gauchomuseum liegt gleich hinter der alten Brück, dem Parque Criollo. Auf dem Gelände stehen auch die alte Pulpería La Blanqueada, die Kirche San Antonio de Padua, das Bürgermeisterhaus und die Estancia La Porteña, die auf der Liste der nationalen historischen Monumente Argentiniens stehen. Es ist ein wirklich sehenswertes Museum, mit vielen schönen Ausstellungsstücken und guten Erklärungen zur damaligen Zeit. Wieder bedauern wir, nicht zum Festival da zu sein – was muss das für ein Spektakel sein!
Wir fahren wieder über die Brücke zurück in die Stadt, um uns beim „großen Baum“ mit leckeren selbstgemachten Pastillas (wie süße Stückle nur leckerer!) und Tortas Fritas (frittiertes Salzgebäck) zu stärken. Wir radeln zurück und verbringen den Rest des Nachmittags mit netten Gesprächen, den LKW wieder reisefertig machen und einer Runde Ball spielen. Das Abendessen wird heute mit unserem „Campingbackofen“ dem Omnia zubereitet – eine gelungene Premiere!
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